Vortrag: Besonderes Hirnleistungstraining für Kinder auch mit Down-Syndrom
Was ist Sprache? Wir nutzen diese tagtäglich und wie selbstverständlich. Doch wie findet Spracherwerb statt, und wie können Sprachaufbau und Sprachfähigkeiten gezielt unterstützt und gefördert werden? Sprache ist Lebensqualität – sie verbindet uns mit anderen Menschen, erlaubt uns, uns austauschen und unsere Wahrnehmungen, Erlebnisse und Gefühle auszudrücken. Kaum eine andere Fähigkeit wie der sichere Umgang mit Sprache hat so viel Einfluss auf unseren Alltag und unser Leben.
In diesem Vortrag wird Ihnen ein ganz besonderes, technisch gestütztes Hirnleistungstraining vorgestellt, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, Fähigkeiten und Fragestellungen dabei unterstützt, Sprache „von Grund auf“ für sich zu erschließen und bestmöglich nutzen zu können. Kernelemente sind das Lateraltraining zur gezielten Sprach- und Artikulationsförderung sowie der Brain-Boy als besonderes Training ganz grundlegender Elemente der Hörverarbeitung und Hörwahrnehmung.
Der Brain-Boy steht für sogenannte Low-Level-Funktionen. Dabei handelt es sich um grundlegende Fähigkeiten im Gehirn, die vor allem für sprachliche Leistungen von hoher Bedeutung sind. Beispielhaft seien etwa die schnelle Signalverarbeitung in Hören und Sehen oder die Tonhöhenunterscheidung genannt. Jeder Laut unserer Sprache hat eine bestimmte Länge und eine bestimmte Frequenzstruktur. Ist meine Signalverarbeitung langsam oder meine Fähigkeit, Töne zu unterscheiden, zu ungenau, führt dies zu Problemen bei der Lautunterscheidung. Stellen Sie sich vor, Sie verlören die Fähigkeit, im Alltag Laute wie B-D-G-K-P oder T zu unterscheiden. Dann erschiene Ihnen Sprache plötzlich etwa so:
[D]i[dd]e hören Sie [d]leich [d]u[d] zu. In [d]iesem [D]ex[d] wir[d] [d]avon aus[d]e[d]an[d]en, [d]ass ein [D]in[d] die Lau[d]e B-D-G-K-P-T nich[d] rich[d]i[d] un[d]erschei[d]en [d]ann. Sin[d] Sie nich[d] ü[d]errasch[d], wie [d]u[d] Sie [d]em [D]ex[d] nich[d] nur fol[d]en, son[d]ern ihn so[d]ar wei[d][d]ehen[d] vers[d]en [d]önnen?
Mit einem darauf gerichteten Training grundlegender Hirnfunktionen kann das Fundament für eine sichere und genaue Sprachverarbeitung gezielt gefördert werden. Komplettiert wird eine solche Förderung durch das sogenannte Lateraltraining. Dabei wird Sprache so dargeboten, dass sie stetig über Kopfhörer von Ohr zu Ohr wandert. So wird das Gehirn gefordert und angeregt, die „Bröckchen“ auf dem linken und rechten Ohr stetig zusammenzuführen und zu verschalten. In einem zweiten Schritt kann dann aktiv zur Modellstimme synchron mitgesprochen werden. Dabei ist die eigene Stimme stets auf der entgegengesetzten Seite im direkten Vergleich zur Modellstimme zu hören.
Nach überzeugenden Studienergebnissen für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche und Lernproblemen wird das zugrundeliegende Warnke-Verfahren inzwischen von pädagogischen und therapeutischen Fachleuten auch zur Förderung von Menschen mit anderen besonderen Herausforderungen eingesetzt. In zwei mehrjährig vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekten konnte für die Gruppe funktionaler Analphabeten sogar mittels Kernspintomographie (MRT) gezeigt werden, dass die für Sprache verantwortlichen Bereiche des Gehirns durch das Training deutlich erweitert worden sind.
Im zweiten Teil des Vortrags werden von Mag. Bernadette Wieser aus dem Down-Syndrom-Zentrum in Leoben dort erzielte Studienergebnisse vorgestellt. Dort werden die beschriebenen Elemente des Warnke-Verfahrens seit langem erfolgreich als Förderinstrumente intensiv einbezogen.
Daten und Fakten zur Veranstaltung
- Referent: Ralph Warnke
- Termin: 25.09.2021
- Zeitplan: 14:30 - 18:00 Uhr
- Veranstaltungsort: Diese Veranstaltung findet online statt
Dieser Vortrag ist Bestandteil der dreitägigen Tagung
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Down-Syndrom Österreich
Anmeldung und weitere Informationen:
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