Kann die Warnke-Methode bei einem Hörverlust im Hochtonbereich (bei 50-60 dB) und im Mitteltonbereich (bei 30 dB) helfen, bei tiefen Frequenzen hört der Patient normal. Ist es überhaupt sinnvoll, eine solche Methode zur Förderung von Lesen, Schreiben und Sprechen einzuführen?
1 Antworten
Ein peripherer Hörverlust hat zur Folge, dass die Ohren ein nicht mehr vollwertiges Signal an das zentrale Hören weiterliefern.
Selbst bei gravierenden und nicht nur leichten oder leicht-mittelgradigen Hörverlusten können Betroffene dies sehr unterschiedlich gut kompensieren.
Die Kompensation erfolgt durch die Zentrale Hörverarbeitung. Dabei ergänzt das Gehirn die durch den Hörverlust entstehenden „Lücken“ in Form unscharf übermittelter Signal-Elemente.
Vergleichen lässt sich das Ganze mit dem „Interpretieren“ einer Fremdsprache.
Sehr häufig nehmen wir beim Hören von nicht-muttersprachlich etablierten Fremdsprachen nicht jeden Laut oder jede Silbe schnell und treffsicher wahr.
Vielmehr ergänzen wir die entstehenden Lücken und „raten“ aus dem Kontext, also dem sprachlichen Zusammenhang.
Menschen mit einem peripheren Hörverlust tun im Ergebnis nichts anderes: Anstatt wie früher jeden einzelnen Laut zu hören UND wahrzunehmen, werden die sich auftuenden Lücken interpretiert und ergänzt.
Dies leistet das Gehirn „vollautomatisch“. Der Erfolg dieser Umsetzung ist abhängig von der Leistungsfähigkeit der zentralen Hörverarbeitung.
Ist diese „fit“ und gut trainiert, so kann auch ein gravierender Hörverlust deutlich besser kompensiert werden.
Ist sie nicht gut aufgestellt, so kann auch ein eigentlich geringer Hörverlust zu spürbaren Beeinträchtigungen beim Sprachverstehen führen.
Nehmen wir dieses Beispiel:
Deutsch:
[D]i[d] [d]e hören Sie [d]leich [d]u[d] zu: in [d]iesem
[D]ex[d] wir[d] [d]avon aus[d]e[d]an[d]en, [d]ass [d]ie Lau[d]e b, d, g, k, p,
t nich[d] sicher un[d]erschie[d]en werden [d]önnen.
Sin[d] Sie nicht ü[d]errasch[d], wie [d]u[d] Sie
[d]iesem [D]ex[d] nich[d] nur fol[d]en, son[d]ern ihn so[d]ar wei[d] [d]ehen[d]
vers[d]ehen [d]önnen? […]
[D]lease lis[d]en carefully: [D]is [d]ex[d] assumes [d]a[d] [d]e soun[d]s b, d, g, k, p, t canno[d] [d]e dis[d]in[d]uished wi[d] certain[d]y. Aren'[d] you sur[d]rise[d] how well you can no[d] only follow [d]e [d]ex[d], bu[d] even un[d]ers[d]an[d] i[d] [d]o a lar[d]e ex[d]en[d]?
POLNISCH:
[D]roszę za chwilę uważnie [d]osłuchać: W [d]ym [d]e[d]ście
założono, że nie można z całą [d]ewnością o[d]różnić [d]łosek b, d, g, k, p, t.
Czy nie jes[d]eś zas[d]oczony, ja[d] [d]ob[d]ze [d]o[d]rafisz nie [d]ylko śle[d]zić [d]eks[d], ale nawe[d] w [d]użym s[d]o[d]niu [d]o zrozumieć?
Originalversion
Polnisch:
Czy nie jesteś zaskoczony, jak dobrze potrafisz nie tylko śledzić tekst, ale nawet w dużym stopniu go zrozumieć?
Es vermittelt, wie wir Texte auch dann noch verstehen, wenn erhebliche Teile daraus unscharf sind. Ein gezieltes Fördern der zentralen Hörverarbeitung durch
- Low-Level-Training, also das Stärken zentraler Hörfunktionen UND
- Wahrnehmungstrennschärfetraining zur Förderung der Lautdifferenzierung (WTT, WWTT) UND
- Lateral-Training zur Förderung auf der Laut-, Wort- und Textebene
ist daher nach unserer Überzeugung hoch wirkungsvoll auch und gerade für Menschen mit peripherem Hörverlust.